Von Kyffhäuser über das Literaturmuseum Meiningen bis zu meinem eigenen Start eines biografischen Projektes war mein Juni 2025 geprägt von biografischen Pfaden. Daneben habe ich mit einem wunderbaren und feinen, neuen Logo den ersten Schritt für das Re-Branding meiner Website gemacht. Ich habe außerdem meinen Zweitjob als Seniorenbegleiterin wieder aufgenommen. Der erfüllend, aber auch kräftezehrend ist. Wie gut, dass ich wieder mit Kraftsport begonnen habe, der mir die notwendige Energie dafür verleiht. Menschen und Kultur werden auch im Juli meine Schwerpunkte werden.
Ein neues Logo als ersten Schritt meines Re-Brandings
Meine bisherige Website sah zwar schick aus, taugte aber nicht mehr. Weil sie weder richtig zu meiner Zielgruppe noch zu meinem Angebot und meiner Art passt. Deshalb hatte ich mir im Frühjahr ein tolles Trio gesucht, das Website-Gestaltung, Grafik und Fotografie aus einem Guss gestaltet. Die drei Frauen um Lilija Olm von Online-Olm nämlich. Sie stimmen sich gegenseitig ab, so dass es ein harmonisches Gesamtkonzept ergibt.
Im Juni haben wir nun gemeinsam mit Grafikerin Alex von punktundpause das Logo als ersten Schritt festgezurrt. Das war das Ergebnis eines aufwändigen Prozesses, in dem ich über meine Stärken, Gründe für mein Angebot und meine Arbeitsweise, Zielgruppe, deren Probleme und Wünsche und noch einiges mehr nachgedacht und alles gesammelt habe. Dieser so gründliche Prozess, den sich Lilija und Kolleginnen da ausgedacht haben, lohnt sich für beide Seiten.
Sie fragen auch die Werte ab, nach denen man in seiner Arbeit (und eigentlich auch seinem Leben) handeln möchte. Mir sind dabei vor allem menschliche Wärme, Nahbarkeit und Vielseitigkeit wichtig. Daneben möchte ich fürsorglich, emotional, fein, ehrlich und geradlinig sein. Das jetzt entwickelte feine, fast künstlerische Logo, das Weiblichkeit und Schreiben wunderbar zusammenbringt, macht mich richtig glücklich. Ich freu mich sehr darüber!
Endlich angefangen: Die mütterliche Linie kommt aufs Papier
Schon seit Jahrzehnten habe ich versucht, über meine Mutter und ihre Vorfahrinnen zu schreiben. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Familienhistorie und biografischem Schreiben nicht nur, weil ich Kurse dazu anbieten möchte. Sondern ich interessiere mich auch ganz privat dafür, über das Leben meiner Familie zu schreiben.
Genauer möchte ich herausfinden, wie die patriarchalen Strukturen die Frauen meiner Familie geprägt haben. Welche Beschränkungen haben die gesellschaftlichen Vorgaben ihnen auferlegt, welche Vorteile hatten sie vielleicht auch? Was haben sie möglicherweise empfunden, welche Träume mussten sie begraben? Denn das ist etwas, das mich tiefgreifend interessiert: wie wirkte und wirkt das Patriarchat sich auf weiblich gelesene Menschen aus; in der Vergangenheit bis heute?
Denn viele Entscheidungen und Lebenswege halten wir für individuell. Wir fühlen uns zum Teil persönlich schuldig, dabei übersehen wir strukturelle Ungleichheiten. Diese bestimmen bis heute die Geschicke aller Geschlechter, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise.
In den letzten Jahren habe ich gezielt Familienforschung betrieben; nicht aufwändig, aber doch stetig. Ich habe viele Gespräche mit meinem 94jährigen Vater geführt, verschiedene Fotoalben immer wieder mit unterschiedlichem Blick durchforstet, in einer Familienforschungsplattform online am Stammbaum gebastelt. Stück für Stück bin ich zu neuen Details und Erkenntnissen gekommen.
Doch endlich konnte ich anfangen, wirklich aufzuschreiben. In meinem Kopf hörte die Stimme einfach nicht auf. Ich MUSSTE einfach starten. Und siehe da, wenn man mit dem Stift (ich kann das nur mit Stift und Papier tun, nur so werde ich für mich dieser sehr persönlichen und intimen Reise gerecht) übers Papier gleitet und die Sätze aus einem herausfließen, bekommt man währenddessen immer wieder Aha-Momente. Jetzt jedenfalls wandele ich gerade im Leben meiner Großmutter Lydia, deren Schwiegervater (und mein Urgroßvater) Willy Jaeger 1927 das erste Kino in der kleinen Stadt Sangerhausen an der thüringisch-sächsisch-anhaltinischen Grenze eröffnet hatte.
Im Zweitjob zurück in der Pflege
Wie viele andere Menschen, die sich künstlerisch, publizistisch oder geschäftlich betätigen oder etwas Neues aufbauen, brauche auch ich einen Zweitjob. Als ich vor sechs Jahren ein neues Leben begonnen hatte, suchte ich mir einen Job als Senior*innenbegleiterin. Damals war schon länger der Wunsch in mir, mit alten Menschen arbeiten zu wollen. Während dieser Zeit schrieb ich außerdem an meinem Buch, einem Reiseführer über Nürnberg und Umgebung.
Ich liebe den Kontakt zu Menschen generell. Mir fällt es leicht, Kontakt aufzunehmen, an der Kasse einfach mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich finde immer einen Aufhänger, weil ich es mag, zu beobachten und mir ständig Dinge auffallen. Das Wetter dreht gerade durch? Super Aufhänger für einen Gesprächseinstieg. Jemand hat ein Gemüse aufs Band gelegt, das ich nicht deuten kann? Also frage ich. Eine Frau trägt ein paar Schuhe oder ein Schmuckstück, das ich sehr kleidsam finde, dann liebe ich es, Komplimente zu machen.
Gerade auch zu alten Menschen habe ich einen guten Draht. Ich bin neugierig auf ihre langen Leben, ihre Erfahrungen, ihre Schrulligkeiten und ihre Weisheit, ja auch ihren Humor. Alte Menschen, vor allem alte Frauen, haben oft einen wunderbaren Humor. Dieser Kontakt zu Menschen hatte mir in den letzten beiden Jahren gefehlt, in denen ich den Job aufgegeben hatte, um mich ganz dem Aufbau meiner Schreibkurse zu widmen. Jedenfalls habe ich Anfang Januar wieder angefangen, als Senior*innenbegleiterin zu arbeiten.
Ja die Tätigkeit ist auch sehr anstrengend und herausfordernd: ich wasche alte Menschen dort, so sie nicht mehr hinkommen. Das ist mit Gerüchen verbunden, mit denen nicht jeder umgehen kann. Ich hebe einen Menschen mit Spastiken aus dem Rollstuhl und helfe ihm auf die Toilette. Ich beantworte zum zwanzigsten Mal in einer Stunde die gleiche Frage eines Menschen mit beginnender Demenz. Fürsorge für Menschen, das komplette Da-Sein für eine gewisse Zeit für einen Menschen fordert meine ganze Aufmerksamkeit geistig, seelisch und körperlich. Entsprechend brauche ich nach zwei Tagen dieser Arbeit auch Zeit für mich, um mich wieder zu erholen. Aber ich gehe nach jedem Einsatz heraus und es erfüllt mich auch, weil die Menschen dankbar sind und ich so gut wie jedes Mal höre: „Wann kommen Sie denn wieder? Es war schön mit ihnen.“
Was im Juni 2025 bei mir sonst noch los war
- Kraftsport und Cycling als Endgegner
Nach längerer gesundheitlich bedingter Abstinenz habe ich endlich wieder begonnen, Sport zu machen. Meine verbesserte Fitness durch konsequent drei Mal in der Woche Fitnessstudio kann ich gut für den Job als Seniorenbegleiterin brauchen. - Kultur satt in Meiningen
Neben einem wunderbaren Musical in Meiningen (Thüringen) über die von mir so geliebte DDR-Sängerin Tamara Danz haben wir gleich drei Museen besucht. Meiningen ist bekannt für den „Theaterherzog“ Georg II. von Sachsen-Meiningen, der mit seinem „Regietheater“ die Theaterwelt mindestens europaweit stark weiterentwickelt hat. Deshalb waren wir im Theatermuseum. Im kleinen, feinen Literaturmuseum haben wir eine Privatführung genießen dürfen. Dort bin ich auf ein paar feine biografische Wurzeln gestoßen, in denen meine Geburtsstadt Weimar, Poesie, die Schwester von Schiller und Forstwirtschaft (mein Vater war Forstingenieur) eine Rolle spielen. - Familiengeschichte unterm Kyffhäuser
Noch mehr auf biografischen Pfaden und passend zum Start meines eigenen biografischen Schreibprojekts bin ich in der Kleinstadt Kelbra gewesen. Dort hatte in der Nähe des berühmten Kyffhäusers ein Teil meiner mütterlichen Familiengeschichte gespielt. Die Straßen und Plätze dieser Geschichte einzuatmen hilft einem, Atmosphäre zu spüren. - Türkische Lieder einstudiert
Für einen Auftritt mit dem Philharmonischen Chor Nürnberg bei einem türkischen Abend haben wir zwei Volkslieder in türkischer Sprache einstudiert. Wir haben die Freude, mit dem zypriotischen Dirigenten Turgay Hilmi befreundet zu sein, der uns diese Lieder seiner Kindheit nahegebracht hat. - Feminist SchreibClub
Weil mich das feministische Schreiben so kolossal interessiert, habe ich mich für dieses besondere Angebot des von mir so geliebten Writersstudio Wien angemeldet. Ein Jahr lang werden wir an jedem zweiten Donnerstag im Monat in Gemeinschaft darüber schreiben und sprechen, wie wir weibliche Erfahrungen in unseren Texten würdigen können. - Wanderung mit Baby
Ein befreundetes Pärchen von uns hat kürzlich sein erstes Kind bekommen. Das wollten wir alle schon lange sehen und begrüßen. Das hatte im Juni endlich geklappt: es ist gleich eine ganze Wanderung über zehn Kilometer rund um Lauf an der Pegnitz geworden, unterbrochen von Still- und Fütterpausen, in denen wir verträumt auf Waldränder und sogar ein Lavendelfeld geschaut haben.
Was ich im Juni 2025 gebloggt habe
Das ist zwar nur ein Artikel geworden. Aber ich bin stolz auf ihn und dauert ja doch seine Zeit. Mit meinem Artikel Biografisches Schreiben lernen – wohin mich mein Schreiben schon geführt hat, habe ich am Aufruf zur Blogparade von Kerstin Salvador beteiligt.
Ausblick auf den Juli 2025
- Türkischer Abend
Im Juli folgt unser Auftritt im Serenadenhof in Nürnberg, für den wir die türkischen Lieder einstudiert haben. Wenn sich zwischen den efeuberankten Backsteinwänden die Abendstimmung ausbreitet mit den Lichtern auf der Bühne und den flirrenden Nachtfaltern, herrscht eine unvergleichliche Sommerabendstimmung. - Farben für die Website
Im Juli gehen wir den nächsten Schritt in Bezug auf meine neue Website. Wir werden die Farben und Inhalte besprechen. Das wird sehr aufregend. - Sommer in Lauf
In meiner Stadt Lauf – ich nenne sie immer liebevoll die schönste Kleinstadt der Welt, weil sie mit ihrer Burg, der Brücke über der Pegnitz und den schönen Fachwerkhäusern so charmant ist – gibt es seit einigen Jahren Sommerkino und Lesungen. Mit meinem Liebsten werden zwei Lesungen (Martina Bogdahn und Tobias Schlegl) sowie den Film Wunderschöner besuchen - Granatapfelwein mit Freundinnen
Ich predige nicht nur Frauensolidarität und -verbindung, sondern erfreue mich mittlerweile einiger Frauenfreundinnenkreise. In einem dieser Kreise war es überfällig, dass ich mal ein Treffen arrangiere. Wir werden uns im wunderbaren, armenischen Lokal Anuschlini von Narine Jeude unter anderem den köstlichen Granatapfelwein munden lassen. - Klezmer mit Susanne
Mit einer anderen lieben Freundin, die auch Susanne heißt, werden wir im Nachbarort einen Abend mit Klezmer- und Balkanmusik besuchen. Ich liebe diese leidenschaftliche und echte Musik und freue mich sehr darauf. - Buch Die Erschöpfung der Frauen
Und ich werde das Buch der Soziologin Franziska Schutzbach „Die Erschöpfung der Frauen“ fertiglesen. Darin führt sie so unglaublich augenöffnend vor, wie tiefgreifend Frauen in unserer Welt in die zweite Reihe als Arbeitstiere gedrängt werden. Da braucht man sich wirklich nicht mehr wundern, warum wir mit den Kräften am Ende angelangte Mütter in Kurkliniken vorfinden.
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