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Wie ich wurde, was ich bin – Mein Weg zur Journalistin und Online-Biografieberaterin

14. Juli 2022

Von schüchtern zu leidenschaftlich: Wie ich wurde, was ich bin – Mein Weg zur Journalistin und Online-Biografieberaterin 

Als Kind war ich unglaublich schüchtern! Und öfter einsam. Ich steckte meine Nase hauptsächlich in Bücher, machte immer meine Hausaufgaben, hasste Sportunterricht und liebte Schokolade, Museen, Burgen und Schlösser Und Goethe. Ob deshalb mein Lieblingsfach in der Schule Deutsch wurde?  Jedenfalls wollte ich als Kind Schriftstellerin und Sängerin werden. Ein paar Jahrzehnte später hielt ich Reden vor 300 Leuten, habe Artikel und ein Buch veröffentlicht, vor 4.000 Menschen (im Chor) gesungen, liebe immer noch Schokolade, treibe wenigstens etwas Sport, werde bei unterkühlten Menschen immer noch schüchtern. Aber ich bin mittlerweile leidenschaftlich gerne mit tollen Menschen zusammen, singe und tanze und genieße das Leben. Und verzeihe mir Fehler und schräge Seiten. Was alles so dazwischen lag, habe ich hier aufgeschrieben:

1970er bis 1980er Jahre: Aufsätze waren das Highlight meiner Schulzeit!

Ja tatsächlich, während ich für alle anderen Fächer büffeln musste, sind mir Aufsätze und anderes im Deutschunterricht zugefallen. Ich liebte es, Gedichte zu lernen, über Texte zu sprechen und die schönen Seiten im Literaturbuch durchzublättern. Bevor das Schuljahr begonnen hatte, hatte ich das Deutschbuch (wir kauften unsere günstigen Schulbücher in den Sommerferien vor Schuljahresbeginn) und Schullektüre wie Otfried Preußlers „Krabat“ oder „Djamila“ von Tschingis Aitmatow schon komplett gelesen. 😉

1980er Jahre: Bibliotheken waren mein Zuhause!

Ich weiß es noch genau, wie ich meinen Vater darum bettelte, mich endlich auch in der Bücherei in Erfurt-Rieth (heute gibt es sie leider nicht mehr) anzumelden. Ich ging in die dritte Klasse, liebte Bücher, das Lesen, auch das Vorlesen (warum gab es damals eigentlich noch keine Vorlesewettbewerbe?!). Die nächste Bibliothek war zwar ein gutes Stück entfernt, aber für mich bedeutete es das Paradies. Das erste Buch, das ich auslieh, hieß „Der starke Pit“.  Alle drei bis vier Wochen deckte ich mich dort mit sechs bis sieben Büchern ein und liebte es, über den schwebenden Linoleumboden zu gleiten und die Ruhe zwischen den Büchern zu genießen.

1989 Plauen: Kehrtwende in Leben und Literatur!

Nach meiner Lehre zur Wirtschaftskauffrau (Industrie), einem Jahr als Jungfacharbeiterin (ja so hieß das damals) und vier Monaten in der praktischen Chip-Produktion im Dreischichtsystem begann ich mit dem sogenannten Vorkurs zum Erwerb der Hochschulreife. Nach einem Jahr sollte ich das fachgebundene Abitur erreichen. Allerdings schreiben wir das Jahr 1989. Ich erlebe also Demos auf dem Marktplatz, tropfende Kerzen auf den Kirchentreppen, den ersten Ausflug nach der Grenzöffnung in den Westen ins benachbarte Hof. Und im Deutschkurs sollten wir ein Buch der DDR-Literatur und seine Prinzipien des sozialistischen Realismus‘ belegen. Nach dem 9. November sollten wir diese Prinzipien widerlegen!

1992 Von Sachsen nach Nürnberg:

Ich hatte mein BWL-Studium in Zwickau begonnen (eine wilde Zeit war das) und setzte es in Nürnberg fort. Da mir bald klar war, dass mir die Buchstaben mehr sagen als die Zahlen, belegte ich neben dem trockenen Pflichtprogramm alles Mögliche an extra Kursen, die mich viel mehr interessierten: Soziologie, Philosophie, Verlagswesen, Kunstgeschichte und: Weltliteratur. Ein ganzes Semester lang nahmen wir Umberto Ecos Name der Rose auseinander. Für die Fahrprüfung brauchte ich hingegen drei Anläufe! In der Weihnachtszeit jobbte ich im Buchladen in der Buch- und Kunsthandlung Albrecht Dürer am schönen Brunnen. Den Laden gibt es leider schon lange nicht mehr…

Ende der 1990er Jahre: erster Job nach dem Studium – pralles Leben!

In meinem ersten Job nach dem Studium bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Als leitende Angestellte eines soziokulturellen Verbandes kümmerte ich mich um die Pressearbeit und konzipierte und moderierte Veranstaltungen.  Da stand ich dann das eine oder andere Mal vor ca. 300 Menschen. Es machte irre Spaß, die Verantwortung war aber auch nicht von Pappe! Weil ich noch mehr ins Journalistische wollte, begann ich danach ein Volontariat zur Fachzeitschriftenredakteurin bei einem Nürnberger Möbelzeitschriftenverlag.

2000: Mutterschaft und Pressearbeit.

Ich bekam mein erstes Kind. Ab da wurde alles anders! Man ist 24/7 im Einsatz. Trotz Wunschkindern fehlen mir KollegInnen und Beruf. Im Mütterzentrum Lauf finde ich neue Kontakte, gut für Kind und Eltern. Und übernehme die ehrenamtliche Pressearbeit. So lerne ich die Lokalredaktion der Nürnberger Nachrichten, die Pegnitz-Zeitung in Lauf, kennen und schreibe ab da viele Jahre als freie Mitarbeiterin über Lesungen, Vorträge oder Veranstaltungen.

2009 bis 2013: Handelsvertreterin für einen Verlag.

Ich nutze die Chance, mich als Handelsvertreterin selbstständig zu machen. Der Verlag Pro Futura gibt hochwertige Bildbände und limitierte Kunst heraus und unterstützt mit einem Teil den WWF. Meine Aufgabe ist es, diese nicht im Handel erhältlichen Produkte den Firmenleitungen vorzustellen. Ich komme viel herum, lerne großartige Firmen in Mittelfranken kennen. Und verdiene mal richtig gut, mal schlecht.

2012: Mein Eintritt in den

Philharmonischen Chor Nürnberg – eine neue Welt. In meinem Leben muss irgendetwas mit Kultur und Selbermachen passieren! Singen? Oder doch lieber Theaterspielen? Schon als Kind sang ich jahrelang im Schulchor. Theaterspielen hätte mir auch gefallen. Aber die Chorproben sind familienverträglicher als Theaterproben. Der Chor verändert mein Leben! Dort werde ich Schriftführerin, später schreibe ich die Programmhefte. Wie sehr ein solch erfüllendes Hobby einen weiterbringen kann, erzähle ich in einem anderen Blogbeitrag.

2013: Selbstständigkeit als freie Journalistin. 

Da ich das Schreiben und Konzipieren erfüllender finde als die Handelsvertreterei, steige ich vom Gewerbe um auf freie Journalistin. Ich besuche weitere Seminare an der Akademie der Bayerischen Presse München, legte mir eine Website zu und fokussiere mich auf Porträts, Reportagen in Kultur, Literatur und Fränkisches. Bei vielen wundervollen Terminen sehe ich mir Landschaften, Schlösser und Ausstellungen an, stapfe durch fränkische Höhlen, führe Interviews mit faszinierenden Menschen und baue mir immer mehr Auftraggeber auf.

2017: Promis und Schäuferla bei den Literaturtagen Lauf.

Neben meiner Selbstständigkeit mache ich auch den einen oder anderen Job in Festanstellung. Anderthalb Jahre lang organisiere ich mit einer Kollegin die Literaturtage Lauf und lerne so manchen interessanten Gast kennen. Eva Mattes, Peer Steinbrück, Jasmin Tabatabai, Paul Maar und viele andere. Hinterher speisen wir mit den Gästen im wunderbaren Zwinger Melber in Lauf, natürlich meistens Schäuferla.

2019: Ich schreibe ein Buch, ordne mein Leben neu und werde Seniorenbegleiterin:

Ich treffe eine schwere Entscheidung, erlebe den Tod eines wichtigen Menschen und einen heftigen Verrat im Arbeitsleben. Also richte ich mir das Leben neu ein. Gerade habe ich Schraubenzieher und Bohrmaschine zur Seite gelegt, da flattert die Anfrage eines Verlages in mein Postfach, ob ich ein Buch über Nürnberg schreiben möchte. Ich falle vor Freude fast vom Stuhl, atme durch und nehme die Herausforderung an, in gut vier Monaten ein Buch fertig zu schreiben. Daneben werde ich Seniorenbegleiterin und kümmere mich um alte Menschen. Dabei lerne ich wiederum faszinierende Menschen kennen und verstehe noch mehr, wie bedeutsam es ist, den roten Faden seiner Biografie zu sehen.

2020: Burnout, Pandemie und noch ein Neuanfang.

Nach all dem Auf und Ab und alter Geschichten habe ich ein Burnout, begebe mich in Behandlung und nutze die Pandemie-Zeit, um intensiv in mich und meine Weiterbildung zu investieren. Es entsteht die Idee, ein Online-Business zu gründen. All meine Erfahrungen als Journalistin, in Kulturarbeit, mit Menschen und meine eigene Entwicklung durch und mit Journaling sollen hier einfließen. Ich beschäftige mich mit Online-Marketing, Landing-Pages, Newsletter-Programmen, Kurserstellung, Freebie-Gestaltung, dem besseren Handeln in Social Media. Ich absolviere Kurse, lese Bücher, Artikel, höre Podcasts, unterhalte mich mit anderen werdenden Online-Unternehmerinnen und lerne unglaublich viel. Und ich sichere mir die Domain: www.schreib-dein-leben-neu.de.

2021: Endlich Lektorin!

Schon mit Mitte Zwanzig wollte ich Lektorin werden. Damals hatte es sich nicht ergeben, aber der Wunsch blieb. Ich besuche die beliebten und hochwertigen Seminare dazu und erhalte das Zertifikat nach AKM (Akademie der Deutschen Medien München). Prompt bekomme ich über eine liebe Freundin die Anfrage und schließlich den Auftrag, eine wunderbare Familienbiografie zu lektorieren. Eine bereichernde Aufgabe, dennoch merke ich immer deutlicher, dass ich lieber schreibe als lektoriere.

2022: Weiterbildung in

Biographiearbeit. Ich entdecke im Netz das unglaubliche Angebot rund um das Gebiet der Biographiearbeit. Es passt haargenau zu dem, was ich mit meinen Online-Kursen zukünftig vermitteln möchte. Ich lerne, wie man Menschen am besten an ihr Leben und dessen Bedeutung für sie selbst heranführt. Hier erweist sich das Schreiben von Hand erneut als eines der wirkungsvollsten Möglichkeiten. Weitere Berge von Fachbüchern wandern auf meinen Schreib- und Nachtisch.

Heute bin ich freie Journalistin und werdende Online-Biografieberaterin.

Als freie Journalistin bin ich seit über 20 Jahren tätig, davon fast zehn Jahre selbstständig. Ich habe für diverse Medien geschrieben (Frankenmagazin, Pegnitz-Zeitung, Infodienst des Wissenschaftsladen Bonn e.V., die Online-Plattform Abi.de der Bundesagentur für Arbeit, Zeitschrift Federwelt, Zeitschrift Menschen u.v.a.m.). Für das Buch Demenz – den richtigen Weg finden. Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde der Stiftung Warentest habe ich Porträts verfasst und mit 101 Sachen Machen – Alles, was Du in & um Nürnberg erlebt haben musst ein ganzes Buch. Meine Website für das Online-Angebot wird gerade gebaut und ich schwitze über Blogartikeln (diesen hier veröffentliche ich vorab) und Kursangeboten. Das ist aufregend, macht auch etwas Angst, aber vor allem großen Spaß. In der Zukunft möchte ich mit diesem Online-Angebot schreib-dein-leben-neu meine eigene Mission in die Welt tragen. Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich bewusst für ein glückliches und sinnvolles Leben entscheiden kann. Das Aufschreiben von Hand ist dabei ein äußerst wirkungsvolles Instrument, das einen nachweislich weiterbringt. Ich liebe das selbst und möchte mit dieser sinnvollen Arbeit in Zukunft hauptsächlich mein Geld verdienen. Daneben möchte ich weiter Gedichte und anderes schreiben, im Chor singen, Schokolade essen. Und leidenschaftlich leben!

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