Die meisten von uns haben nicht nur eine Bestimmung und sie kann sich im Lauf eines Lebensweges auch verändern. Quellen für deine Bestimmung oder Lebensziele können sich aus deiner Herkunft, einer erlebten Ungerechtigkeit oder deinem Talent ergeben. Das habe ich gelernt bei Judith Peters (von Sympatexter) soeben zu Ende gegangener BlogChallenge zum Thema „Purpose“ (=Lebenszweck). Meine Bestimmung habe ich aus meinem familiären Hintergrund und meiner Fähigkeit, zu schreiben, gefunden. Was ich noch im Leben bewirken möchte, kannst du hier nachlesen.
„Frauen, macht Euch selbst bewusst!“
„Schade, dass Sie gehen“ oder „es hat so gut getan, mit dir zu sprechen“. Das höre ich immer wieder. Dann hüpft mein Herz. Wenn ich einem Menschen mit meiner Anwesenheit, meinem Zuhören, meiner Arbeit, meinem Sein etwas geben konnte, was ihn ein wenig stärker und fröhlicher hinterlässt als zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit, dann hat mein Tag einen Sinn gehabt.
Mit meiner Arbeit im Online-Business Schreib dein Leben neu möchte ich vor allem Frauen ermächtigen, sich ihrer selbst bewusster zu werden. Ihrer Stärken, ihrer Ressourcen, ihrer Bedürfnisse, Wünsche, Fähigkeiten. Ich möchte sie dabei unterstützen, ihren Lebensweg schreibend zu reflektieren, damit sie selbst spüren, was sie ausmacht, was sie alles schon können, was sie alles schon geleistet haben. Aber auch, was noch in ihnen steckt, welche Seiten ihrer Persönlichkeit sie noch nicht ausgelebt haben, welche Projekte, Themen, Ziele, Ideen noch in ihnen schlummern, die sie sich vielleicht (noch?) nicht zutrauen. Ganz wichtig finde ich auch, welche wesentlichen Bedürfnisse sie haben, was sie brauchen, damit es ihnen gut geht. Denn das ist die Grundlage für unsere körperliche und seelische Gesundheit. Wenn wir über längere Zeit entgegen unserer wesentlichen Grundbedürfnisse leben, nehmen wir Schaden. Und dann leidet auch das Umfeld mit. Wenn man unzufrieden, gar unglücklich ist, hat niemand etwas davon, man selbst nicht und die Menschen, mit denen man bzw. frau zu tun hat. Über kurz oder lang haben wir zuwenig Kraft, auch für andere gut dasein zu können.
Weil wir Frauen noch immer zuwenig gehört werden, weniger Geld für die gleiche Arbeit erhalten als männliche Kollegen, weibliche Erfolge in den Geschichtsbüchern noch immer zuwenig Beachtung finden, weil wir Frauen noch immer so viel mehr unbezahlte Care-Arbeit leisten, zu wenig in Filmen vorkommen, in der Musikbranche, in der Wissenschaft oder Hausarbeit zu wenig gewertschätzt wird, weil allein in Deutschland noch immer jährlich über 100 Frauen von Männern getötet werden, ja der Frauenhass weltweit eher wieder mehr wird als weniger. Weil wir Frauen uns auch privat, in der Beziehung, der Familie, im Freundeskreis teilweise noch zu sehr zurücknehmen, es allen Recht machen wollen. Aus diesen Gründen möchte ich dazu beitragen, dass Frauen sich ihrer Fähigkeiten und Stärken bewusst werden. Kämpferischer, entschiedener, energischer für sich einstehen können. Das treibt mich an. Denn das ist auch meine Geschichte, biografisch und generationsübergreifend.
Respekt für dich und andere
Respekt stammt vom lateinischen Wort respectio, was nicht umsonst Rückschau und Einschätzung bedeutet. Je mehr wir uns unseres Lebensweges in der Rückschau klar werden, des roten Fadens, des Sinns dahinter, desto mehr kommen wir ins Reine mit unserem Lebensweg und können passender Entscheidungen für die Zukunft treffen. Je mehr wir unser Leben so leben, wie es unserer eigenen Natur entspricht, umso zufriedener, erfüllter und ausgeglichener sind wir. Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich mit sich im Reinen sind, indem sie sich über die wichtigsten Säulen ihres Lebens klarwerden! Ich möchte, dass Frauen viel öfter und viel entschiedener auch „Nein“ sagen. Dass sie ihre Grenzen aufzeigen! Sich nicht kleinmachen, beschimpfen, entwerten, in Frage stellen lassen: „Das erwarte ich! Das geht, das geht nicht! Das ist meine rote Linie! Bis hierher und nicht weiter!“ Gerade auch in Bezug auf die Männerwelt. Ich erwarte, respektvoll behandelt zu werden! Natürlich stoßen wir dann auf Gegenwehr. Natürlich „mag“ man uns in dem Moment gerade weniger. Und das fällt uns schwer. Das mögen wir nicht. Es fühlt sich beängstigend an, etwas doof. Es ist aber notwendig, für sich einzustehen. Wer, wenn nicht wir selbst für uns? In aller Regel sterben wir nicht davon, wenn uns jemand nicht mag oder sich jemand (im Moment) enttäuscht abwendet. Das Interessante ist nämlich, dass wir im Ergebnis mehr respektiert werden. Und wir fühlen uns damit letztlich besser. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich für mich einstehe, ich mich auf mich selbst verlassen kann, ich für mich sorge.
Mein eigener Weg war ganz ähnlich. Erst als ich meine Stärken, Fähigkeiten, Bedürfnisse viel besser kannte, konnte ich meine Grenzen klarer kommunizieren. Heute lasse ich es nicht mehr zu, respektlos behandelt zu werden. Weder beruflich, noch privat. Das fühlt sich sehr gut an. Wenn wir also mit uns größtenteils im Reinen sind, sind wir zufriedener und das strahlen wir auch aus. Wir mögen uns mehr und sind deshalb meistens auch anderen Menschen gegenüber offener, freundlicher, ausgeglichener. Wenn wir uns selbst respektieren, können wir auch nach außen mehr Respekt zeigen und transportieren. Selbstliebe steigert die positive Ausstrahlung. Somit ist es für andere Menschen einfach angenehmer, mit uns umzugehen. Es macht mehr Spaß, mit einem Menschen Zeit zu verbringen, der mit sich im Reinen ist. Mehr Respekt ist so dringend nötig! Sowohl in der realen als auch der digitalen Welt. Ich möchte, dass Menschen höflicher, wertschätzender, aufmerksamer und vorsichtiger miteinander umgehen.
Am liebsten hätte ich, dass gerade auch im Deutschen Bundestag eine regelrechte Respekt-Offensive gestartet wird und sich Politiker und Politikerinnen nicht mehr anschreien und abkanzeln. Sondern sich den Sachfragen widmen und respektvolle, zielführende Vorschläge machen. Damit sie ein Vorbild sind. Denn Respekt, Wertschätzung, Achtung voreinander haben leider durch Personen wie Dieter Bohlen oder Donald Trump in den letzten Jahren noch einmal massiv Schaden genommen. Das ist nicht das, was Menschen brauchen und sie stärker werden lässt. Unsere Welt braucht, dass jeder Mensch zunächst einmal gesehen, geachtet und respektiert wird. Ich wünschte mir eine weltweite Respekts-Offensive. An allen Schulen sollte das von Grund auf Bestandteil des Unterrichts sein und gelebt werden.
Geschlechtergerechtigkeit, Anerkennung von Care-Arbeit, eine menschlichere Gesellschaft
Selbstbewusste und gebildete Frauen bedeuten auch mehr wirtschaftlichen Wohlstand in Gesellschaften. Gib Frauen Bildung und Geld und es wird sich positiv auf Familien, die Gemeinschaft, eine Volkswirtschaft auswirken. Darüber habe ich schon vor über 20 Jahren in einem meiner ersten Artikel für die Pegnitz-Zeitung geschrieben. Ich schrieb über einen Vortrag dazu, warum manche großen alten Kulturen früher zugrunde gingen und warum manche länger Bestand hatten. Das hatte viel damit zu tun, ob Frauen statt vieler Kinder mehr Zugang zu Bildung hatten. Und je mehr frau über ihr Leben reflektiert, ihre Herkunft verstehen will und Rückschlüsse für das noch vor ihr liegende Leben zieht, umso mehr ist sie sich ihrer selbst bewusst. Es sorgt für mehr innere Stärke, alles in einen Sinnzusammenhang zu bringen. Und sich vielleicht neue, ehrgeizigere Ziele zu setzen. Oder Ziele, die sich einfach passender anfühlen als solche, die man vor vielen Jahren hatte. Dass man Druck herausnimmt, sich mehr zugesteht, sich Zeit lässt. Dass Entscheidungen organisch wachsen und reifen dürfen. So dass sie sich innerlich richtig und gut anfühlen. Dabei liegt die Entscheidungsgewalt einzig und allein bei der Frau selbst. Nur sie selbst weiß am besten, was sie braucht, womit es ihr gut geht.
Lesen, Lernen, Leben
Lies deinem Baby vor, dann wird es später erfolgreicher sein! Ich bin eine leidenschaftliche Büchernärrin. Buchläden üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Ein riesiges Bücherregal macht mich sehr froh! Und ich liiieebe Vorlesen. Leider gab es zu meiner Zeit an der Schule keinen solchen Wettbewerb. Wann immer ich konnte, habe ich meine Kinder mit Vorlesesessions in Beschlag genommen ;-). Manchmal habe ich die einzelnen Rollen so intensiv vorgelesen, dass sie gesagt haben: „Mama, übertreib nicht so!“. Oder ich habe sie am Einschlafen gehindert ;-)) Aber wir haben die Zeit miteinander sehr genossen!
Wie wichtig frühzeitiges Vorlesen für die kindliche Sprach-, Lese- und Wissenserwerbsfähigkeit ist, zeigen Forschungen immer wieder. In jeder Kultur, die mit Schriftsprache zu tun hat, ist es einfach ungeheuer wichtig, den Umgang mit Texten, Lesen, Schreiben, Sprechen zu lernen. Der Erwerb dieser Fähigkeiten ist die Eintrittskarte zu schulischem und später auch beruflichem Erfolg. Und hier schließt sich der Kreis mit Bildung von Frauen, ihrem unabhängigen Leben und dem Wohlstand der Gesellschaft.
Auch meinen Seniorinnen und Senioren habe ich sehr gerne vorgelesen, wann immer sie es wünschten und es ihnen Freude bereitet hat. Wichtig ist, auch über das Gelesene miteinander zu sprechen, welches Gefühl dieser Text bei mir und dem anderen entstehen lässt. Wenn ich sehe, das Kind oder der alte Mensch hat leuchtende Augen und freut sich, dann ist das gerade richtig. Aber wenn der andere gähnt, in der Weltgeschichte herumschaut, dann ist die Textstelle vielleicht gerade nicht mehr die richtige. Dieses Hinfühlen, dieses sorgsame Wahrnehmen, wie es dem anderen geht, das finde ich enorm wichtig. Dann fühlt sich der andere verstanden. Spätestens, wenn ich in Rente gehe, möchte ich mehr Kindern, vor allem aus sozial benachteiligten Umständen, vorlesen und ihnen Aufmerksamkeit schenken.
Menschliche Wärme und Anstand
Wenn ich mal nicht mehr bin, möchte ich, dass mich Familienangehörige, Freunde usw. vor allem als warmherzigen Menschen in Erinnerung behalten. Als jemand, der anderen gegenüber mit Freundlichkeit und Offenheit begegnet ist, der andere Menschen ermutigt und bestärkt hat. Der Optimismus ausstrahlt. Sonne, Wärme, Mut, Freude und Neugier sind die Dinge, die mich ausmachen und die ich wichtig finde. Wobei mein Mut zugegebenermaßen sehr relativ ist: ich erklettere keine Berge, könnte niemals an Seilen in die Tiefe stürzen und schreie schon auf Folterinstrumenten wie dem Karussell „Wilde Maus“ so laut, dass andere hinterher einen Tinnitus bekommen. Mir geht es bei Mut mehr darum, Neues auszuprobieren, sich selbst zu erproben, offen zu sein für das Leben und die Möglichkeiten, die sich uns bieten. Dazu möchte ich andere Frauen ermutigen. Sich mehr zuzutrauen, es zu versuchen, Erfahrungen zu sammeln. Vor allem menschliche Wärme und Liebe möchte ich geben. Bei meinen Kindern scheint mir das größtenteils gelungen. Auch die alten Menschen in meiner vierjährigen Tätigkeit als Seniorenbegleiterin haben sich immer sehr gefreut, wenn ich da war und waren traurig, als ich gegangen bin.
Was ich als Biografieberaterin und privat hinterlassen will
Warum mir das mit der menschlichen Wärme, Liebe und dem Ermutigen von Frauen so ein inneres Bedürfnis ist, ist mir erst vor kurzem klar geworden. Ich habe nicht viel Verwandtschaft. Meine Mama war meine Hauptbezugsperson. Aber sie hatte in ihrem Leben nicht die Unterstützung, die sie gebraucht hätte, um mehr aus ihrem Leben machen zu können. Oder ganz und gar glücklich werden zu können. Sie hatte nicht die Ermutigungen, sie hatte nicht die Gelegenheiten, um sich auszuprobieren. Ihre Träume sind zwischen Wäsche und Kochtöpfen verblichen wie ein altes, ausgewaschenes T-Shirt. Das tut mir als Tochter weh. Es ist so schade um dieses zuwenig gelebte Leben, eine Persönlichkeit, die sich nie so ganz entfalten konnte. Ich habe das große Glück, mein Leben anders in die Hand zu nehmen. Das wünsche ich auch anderen Frauen. Sie sollen ihr Leben wertschätzen und nach ihren Wünschen gestalten können. Das ist mein „Warum“. Was mir meine Mama vor allem mitgegeben hat ist Liebe. Sehr viel Liebe. Sie war eine liebevolle Mama, die mich oft umarmt, mit mir gesprochen und Verständnis für Vieles hatte. Wärme, Liebe und Verständnis möchte ich deshalb auch in die Welt geben. Davon können wir alle viel mehr gebrauchen!
Liebe Susanne,
erst heute habe ich deinen Blog entdeckt, danke, dass du mich auf dich aufmerksam gemacht hast 🙂
Uns verbindet das Schreiben, die Liebe dazu und auch Sorgfalt. Die Erkenntnis, dass Aufschreiben die eigene Person reflektiert und vor allem Erinnerungen bewahrt, so wie sie entstanden sind.
Deine Arbeit gefällt mir, autobiografisches aufbereiten und andere dort hinführen, dass auch sie ihr Leben in Worte fassen.
Wir lesen uns,
Gruß Gabi
Liebe Gabi,
herzlichen Dank für Deinen Besuch und wertschätzenden Kommentar! Es freut mich sehr, wenn Dir gefällt, was Du gesehen hast. Ja mir ist dabei vor allem wichtig, Frauen zu (be)stärken, weil ich selber einen langen Weg gegangen bin und mir das Schreiben dabei so ungleich geholfen hat. Denn das Schreiben über das eigene Leben steigert nachweislich das Sinnerleben und die Resilienz.
Ja, wir schreiben und lesen uns, 😉
LG Susanne